Reconsil
Trompete | Spiros Laskaridis
Klavier | Kaori Nishii
Akkordeon | Alfred Melichar
Violine | Joanna Lewis, Julia Maly
Viola | Simon Schellnegger
Violoncello | Irene Frank
Programm
Alexander Wagendristel (AUT)
dancing into darkness (UA)
Dieter Ammann (CHE)
Après Le Silence
Christian Ofenbauer (AUT)
Streichquartettsatz Nr. 3
Nina Šenk (SLO)
One's Song
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Foto: (c) Maria Frodl
Zum Programm
One's Song ist das Lied eines Menschen, der versucht, die Einsamkeit zu akzeptieren, jedoch dennoch für ein besseres Leben kämpft und hoffnungsvoll in die Zukunft blickt. Das Stück basiert auf einer Reihe von melodischen Linien, die langen Orgeltönen gegenüberstehen. Diese Dualität repräsentiert die beiden Seiten, die im eigenen Leben nebeneinander bestehen. Die kleinsten Intervalle innerhalb der melodischen Linien stehen für die Suche nach Balance, besonders in Bezug auf die tiefen Basstöne. Dies könnte als Versuch interpretiert werden, irgendwo dazuzugehören oder sich einzufügen.
Der Dritte Streichquartettsatz 2009 operiert mit vier Tonvorratsgruppen mit zwei bis drei Klängen, wobei eine der vier Gruppen sich in der Mitte des Stücks verflüchtigt. Notiert sind keine Töne, sondern die jeweilige Gruppe, aus der ein Klang zu wählen ist, für den freilich an der exakten Stelle Dynamik und Artikulation schon feststehen. Durch das pausendurchsetzte Stocken im ohnehin schon extrem langsamen Tempo und die differenzierten Fermaten gewinnt das Stück speziell auratischen Charakter, den eine hektische Schlussgeste ausradiert. Walter Weidringer
DANCING INTO DARKNESS habe ich 2017 auf Anregung des Ensembles triARTE komponiert, das sich leider schon vor der geplanten Uraufführung auflöste. Dem Auftrag entsprechend sollten Tangoanklänge in die Musik einfließen, dementsprechend entwickelt sich die Musik während der Dauer des Werkes von stilisierten, abstrahierten, oft mikrotonal verfärbten Tangofragmenten hin zum kurz konkreten Aufflackern eines Tangos, der sich dann bis zum Schluss wieder auflöst. Dem Werk sind vier Zeilen aus dem Gedicht "Jetzt" von Ulla Hahn vorangestellt, das ich im selben Jahr vertont habe: "Wir standen auf und tanzten rundherum / Langsam im Kreise ohne Lieder rundherum / Nach einer Weile fingen wir zu summen an / Als diese Welt dabei war jetzt zu enden"
APRÈS LE SILENCE: Der Titel verweist einerseits auf die lange Phase der «Stille» (als innere Abwesenheit von Musik), welche dem Stück vorangegangen war, andererseits auf das Bedürfnis, sich nach dieser Stille musikalisch möglichst umfassend verständlich zu machen. Aus diesem Bedürfnis nach umfassendem Ausdruck resultiert die große Spannbreite der Ausdrucksmittel. Das Werk lotet denn auch eine Vielzahl von Spannungsfeldern aus: hier die Klangverfremdung bis hin zum Geräusch als Resultat verinnerlichter Anstrengung, dort der große instrumentale Gestus, die nach außen gerichtete Virtuosität. Momente der Statik von «gefrorenen» Texturen werden abgelöst durch kinetisch dichte Momente, welche aber (paradoxerweise) wieder in ein Auf-der-Stelle-Treten umschlagen können. Ammanns assoziatives Vorwärtstasten (Tasten als Umschreibung der Arbeitsweise, nicht des Klangresultats) wird mitunter von Klanggesten durchbrochen, welche nicht in einem systemimmanenten Sinn logisch sind, sondern aus dem jeweiligen Moment des Schaffensprozess, aus einem inneren (also subjektiven) Bedürfnis heraus entstehen. (Sie haben demzufolge eine rein «psychologische Funktion»).Die kompositorische Herausforderung, das Unerwartete als Paradigma zu konstituieren, ohne dass dies eine (zu erwartende?) Abnützung zeitigt, ist für das Klaviertrio Programm. Die Läufe trügen, die Pulse sind brüchig, Ostinati führen ins Leere, scheinbar Zielgerichtetes verflüchtigt sich, kein Zustand ist der Endgültige. Viele Momente fassen Vergangenes zusammen und verweisen gleichzeitig auf Künftiges, die Musik gebiert und wird permanent geboren. Mehr noch als durch die strukturellen Materialverwandtschaften (z.B. bezüglich Tonhöhen) wird das Werk durch atmosphärische Dichte und eine verbindende (Klang-) Sinnlichkeit zusammengehalten. All dies ereignet sich – wie in Ammanns Stücken die Regel – in konzentrierter Form und knapper zeitlicher Ausdehnung.